Obernburg,04.12.2015 und 05.12.2015: Römerstadt im Lichterglanz
Der Theaterverein nahm sowohl gastronomisch als auch mit einem kleinen Bühnenprogramm daran
teil.
Theatralisch: Das Stück: "Süßer die Kugeln nie fliegen", ein kleines Weihnachtsvergnügen an einem Stück von Dieter Bauer.
Jedes Jahr der gleiche "Zirkus", jedes Mal auf´s Neue: Manege frei für die weihnachtliche Stimmung...
Gastronomisch: Der Duft vom weißen Glühwein, der himmlische Geschmack einer Ingwer-Karotten-Suppe, das Herzhafte eines Chili-con-Carne-Gerichts...
Unabhängig vom Wetter sein, leise weihnachtliche Musik im Hintergrund- mal rockig, mal klassisch, mal romantisch: ist sowas nur Open-Air möglich? Nicht nur, auch im ehem. NKD in der Schillerstrasse ist sowas möglich...
Vielen Dank für´s Kommen sagt der Obernburger Theaterverein !
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Von
Links:
Aufführungsort:
Stadthalle Obernburg
Von links:
DIE GESCHICHTE
Bei diesem Theaterstück geht es um zwei Frauen (Maria und Waltraud), die in ihrer Jugend befreundet waren. In der Nachkriegszeit erfuhren sie unterschiedliche tragische Schicksale und verloren sich aus den Augen.
Jede der beiden Frauen verarbeitet das Furchtbare der Vergangenheit auf ihre besondere Art. Während Waltraud im Hass lebt und ihre rechte Gesinnung nicht ablegen kann, versucht Maria, die ebenfalls ein furchtbares Schicksal zu verarbeiten hat, alles zu vergeben und Verständnis für jeden aufzubringen. Durch ihre Kinder treffen die zwei Frauen völlig überraschend wieder aufeinander.
Wie sich die unterschiedliche Vergangenheitsbewältigung auf die nächste Generation auswirkt, spiegelt sich bei Christian (Sohn von Waltraud) und Sara und Luise (Töchter von Maria) wider.
Sara (die Verlobte von Christian) ist eine naive und liebenswürdige junge Frau, die keine langfristige ernsthafte Bindung eingehen kann, in ihrem Leben oberflächlich betrachtet alles mitnimmt (sie war bereits mehrmals verheiratet) und das Leben nicht allzu ernst nimmt.
Luise ist provokant, scharfsinnig und fühlt jedem auf den Zahn. Sie kämpft sich durch das Leben und ist nur scheinbar glücklich, weil sie offensichtlich auch keine richtige Bindung eingehen kann.
Corinna und Diana spiegeln die Jugend wieder.
Julian ist der Vertreter der Null-Bock-Generation: rumhängen, abfeiern und elektronischen Medien verfallen. Corinna (Möchtegern-Freundin von Julian) sieht es mit der Freundschaft und der Beziehung nicht so ernst. Wahre Liebe und Gefühle scheint sie nicht wirklich zu haben. Dadurch ist sie auch kaum verletzbar.
Diana (Tochter von Christian) verkörpert die konservative Fraktion der Jugend. Sie ist eine Musterschülerin und sehr strebsam. Sie lebt in einem intellektuellen Elfenbeinturm.
Und doch hat die Jugend bei dieser Oberfläche erkannt, dass ihr wahre Liebe, Freundschaft, Gefühle, Partnerschaft und das Verhältnis zu den Eltern und das Begleiten der Eltern auf ihrem Lebensweg wichtig ist.
Aber: welche Rolle spielt das Hausmädchen Babette?
Im Stück ergeben sich überraschende Wendungen...
Darsteller
Weitere Mitwirkende:
Regie Heike Steininger
Drehbuchautor Andrea Faggiano
Musik Francis Care
(Klavierkomposition Nr. 1 und Nr. 10)
Bühnenaufbau Wolfgang Hohm
Plakat Angela Testi
Maske Helene Geiger
Geschrieben hat das Theaterstück Andrea Faggiano, Vorsitzender des in diesem Jahr neu gegründeten Granatsplitter-Vereins. »Unterhaltsam und witzig, aber auch mit einer Botschaft ausgestattet«, so
hatte Steininger den Inhalt beschrieben.
Viele Botschaften
Im Verlauf des Abends wurde den Zuschauern klar, dass viele Botschaften zu den unterschiedlichsten Themen in das gut zweistündige Theaterstück gepackt waren. In erster Linie drehten sie sich um
menschliche Unzulänglichkeiten, um Vorurteile, um Veränderungen, die sich aus besonderen Situationen und Schicksalsschlägen ergeben, um Beziehungen und Erfahrungen, um gesellschaftliche Zwänge
und um Unterschiede in der Sozialisation. Es war eine Menge, was auf das Publikum einstürmte, teils mit spritzig-witzigen Pointen, teils zu Tränen rührend.
Andrea Faggiano, der allein schon durch seinen Namen und sein Idiom seine italienische Herkunft nicht verleugnen kann, stellt den wohlhabenden Christian Großmann dar, einen vermeintlich
freundlichen Unternehmer in den mittleren Jahren, der plant, seine bereits viermal geschiedene Lebensgefährtin Sara Knecht (Yasmin Kohl) zu ehelichen. An Ostern treffen beider Familienmitglieder
aufeinander. Es entwickelt sich eine turbulente Szenerie, in der sich herausstellt, dass Christians Mutter Waltraud (Monika Hohm) und Saras Mutter Maria (Angela Testi) in ihrer Jugend einmal enge
Freundinnen waren und sich in den Wirren des Mauerbaus aus den Augen verloren hatten. Kindern und Enkeln haben sie nicht verarbeitete Traumata aus ihrer Vergangenheit in die Wiege gelegt.
Die beiden Frauen haben einen unterschiedlichen Entwicklungsprozess durchlaufen. Waltraud ist mit Vorurteilen, dekadenten Ansichten und einer politisch rechten Gesinnung behaftet. Monika Hohm
gelingt es, die Figur glaubwürdig darzustellen, die innere Zerrissenheit und Verzweiflung in Bösartigkeit packen. So auch Angela Testi, die mit Herzensbildung und Kampfgeist ausgestattete Maria.
Sie verkörpert sie mit viel Leidenschaft und schauspielerischem Talent.
Witzig-spritzige Nuancen
Für die witzig-spritzigen Nuancen sorgen Julian (Alexander Zöller), Saras Sohn, und Luise (Katja Zöller), Saras Schwester, beide extrovertiert und schlagfertig agierend. Diana (Heike Steiniger),
Christians Tochter, repräsentiert die elitäre Oberschicht, voll auf Karriere fixiert und strebsam, wobei Corinna (Jennifer Sepp), Julians Freundin, in die Rolle einer gelassenen und
selbstbewussten jungen Frau schlüpft.
Zwischen allen Stühlen steht das Hausmädchen Babette (Astrid Reis), dem zum Ende des Stücks eine Schlüsselrolle zukommt. Dann tritt zu Tage, dass Christian ein ausschließlich auf den eigenen
Vorteil fixierter, eiskalter Egoist ist.
Am Ende bekommt jeder sein Fett weg. Die Guten sind die Gewinner und die Bösen die Verlierer. Der Titel »Und morgen geht die Sonne trotzdem auf« ist auch der letzte Satz, der im Stück gesprochen
wird und als Resümee hängen bleibt. - Ein gelungenes Experiment des noch jungen Vereins. Autorin:
Ruth Weitz